Übersetzung als Leseservice der Constantin Hering Stiftung, ohne Gewähr. Weitere Informationen und Link zur Original-Arbeit siehe rechte Spalte oder in der mobilen Ansicht unserer Website über das Info-Symbol.
Abstract
"1955 veröffentlichte Henry K. Beecher das klassische Werk "The Powerful Placebo". Seit dieser Zeit, also seit 40 Jahren, gilt der Placebo-Effekt als wissenschaftliche Tatsache. Beecher war der erste Wissenschaftler, der den Placebo-Effekt quantifizierte. Er behauptete, dass in 15 Studien mit verschiedenen Krankheiten 35 % von 1082 Patienten allein durch ein Placebo zufriedenstellend gelindert wurden. Diese Veröffentlichung ist immer noch die am häufigsten zitierte Placebo-Referenz.
In letzter Zeit wurde Beechers Artikel mit überraschenden Ergebnissen neu analysiert: Im Gegensatz zu seiner Behauptung konnte in keiner der von ihm zitierten Studien ein Placebo-Effekt nachgewiesen werden. Es gab viele andere Faktoren, die für die berichteten Verbesserungen bei den Patienten in diesen Studien verantwortlich sein könnten, aber höchstwahrscheinlich gab es überhaupt keinen Placebo-Effekt.
Falsche Eindrücke von Placeboeffekten können auf verschiedene Weise entstehen. Spontane Besserung, Schwankungen von Symptomen, Regression zum Mittelwert, zusätzliche Behandlung, bedingtes Wechseln der Placebobehandlung, Skalierungs-Bias, irrelevante Antwortvariablen, Höflichkeitsantworten, experimentelle Unterordnung, konditionierte Antworten, neurotische oder psychotische Fehleinschätzung, psychosomatische Phänomene, fehlerhafte Zitate usw.
Diese Faktoren sind in der modernen Placebo-Literatur immer noch weit verbreitet. Das Thema Placebo scheint zu nachlässigem methodischem Denken einzuladen. Daher ist das Bewusstsein für Beechers Fehler und Fehlinterpretationen für eine angemessene Interpretation der aktuellen Placebo-Literatur unerlässlich."
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Anmelden• 07.10.2025
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