Bild zeigt Lupe, welche den Wert Transparenz untersucht.
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Wissenschaftlichkeit

Methodik und Praxis

Definition Wissenschaftlichkeit

Hierunter wird eine systematische Vorgehensweise verstanden, die sich nach wissenschaftlichen Prinzipien ausrichtet. Solche Prinzipien sind aus erkenntnistheoretischer Perspektive unabhängig vom Inhalt und den Forschungsmethoden der jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin durch vier zentrale Aspekte beschreibbar:

  • die wissenschaftliche Arbeitsweise
  • das Formulieren wissenschaftlicher Aussagen
  • die wissenschaftliche Haltung und
  • der redliche Umgang mit Grundannahmen und Kritik.

Gerade die wissenschaftliche Haltung und der redliche Umgang mit Grundannahmen definieren einen wesentlichen Aspekt der Ethik (s. d.), welcher in den allgemeinen Definitionen von Wissenschaft nicht enthalten ist.

Wissenschaftliche Arbeitsweise

Die für wissenschaftliches Arbeiten geltenden Kriterien, die angemessen miteinander angewendet werden, sind:

  • Eine transparente und umfassende Dokumentation
  • Das systematische Auswerten des eigenen Datenmaterials
  • Die Analyse getroffener Aussagen mittels Verifikation und Falsifikation

Weiterhin werden:

  • mögliche Bias-Faktoren angemessen berücksichtigt und
  • ein sich aktualisierendes Überprüfungskonzept zur Fehlerkorrektur entwickelt.

Wissenschaftliches Arbeiten folgt somit einer erlernbaren Systematik. Die Erkenntnisse der Arbeit sind bei Fragen und Problemen, die auf ähnlichen Sachverhalten beruhen, anwendbar.

Formulieren wissenschaftlicher Aussagen

Eine wissenschaftliche Aussage ist wissenschaftlich, wenn diese:

  • sprachlich präzise, eindeutig und
  • logisch widerspruchsfrei ist, sowie
  • mit fachlich passendem Sachverstand überprüft werden kann.

Zudem besitzt sie:

  • begründete Argumente, die mit den eigenen Daten übereinstimmen und
  • welche sich aus ihnen herleiten lassen.

Die wissenschaftliche Haltung

Diese ist offen für begründete Kritik. Die eigene Argumentation ist stets vorläufig, nicht absolut und endgültig, sondern korrigierbar. Es ist vielmehr erwünscht, Fehler zu machen und diese zu korrigieren, um sich und die Arbeit als Ganzes beständig zu verbessern.

Die Haltung zeichnet sich durch Redlichkeit aus:

  • Aussagen und Handeln der Protagonisten stimmen überein,
  • wichtige Informationen werden stets zugänglich gemacht und
  • Nichts wird aus persönlichen (oder anderen) Motiven zurückgehalten oder verborgen.

Daten, Aussagen und Analysen werden gerade auch von Gegnern zur Kenntnis genommen, insbesondere dann, wenn sie der eigenen Position und Ansicht widersprechen.

Eigene Daten werden nicht verfälscht oder geschönt, um vorab gewünschte Aussagen zu generieren und zu propagieren. Aus diesem Grund werden sie einer kritischen externen Überprüfung zur Verfügung gestellt: Peer Review Verfahren[1].

Redlicher Umgang mit Grundannahmen und Kritik

Der Fokus liegt im Umgang mit kritischen Daten und Aussagen darauf, die Erkenntnisse an sich zu verbessern und die Arbeit als Ganzes - ungeachtet des Ergebnisses der eigenen Person oder vorherrschenden Meinung - zu fördern.

Die Leitfragen für den Umgang mit Kritik sind am Konzept des konstruktiven Beitrags orientiert:

  • „Worum geht es genau?“ - Die erste Frage analysiert den Inhalt der Kritik und prüft ihren Sinn.
  • „Wer kritisiert, weshalb?“ - Die zweite Frage zielt auf den Zusammenhang und das Motiv der Kritik.
  • „Was nutzt es?“ - Die dritte Frage sucht nach dem Wert und dem Gehalt.
  • „Wie hilft es, voranzukommen?“ - Die vierte Frage fokussiert auf die Umsetzbarkeit .

Sorgfältig beobachtete Phänomene, deren Zusammenhänge unzureichend erforscht sind, werden in der Betrachtung offen und respektvoll zur Kenntnis genommen. Sie gelten als vorläufig unerklärt. Dadurch bleiben sie als ursprüngliche Beobachtungsphänomene möglichst verzerrungsarm späterem Erkenntnis- und Wissenszuwachs zugänglich.

Als vorläufige Annahmen gekennzeichnete Aussagen werden weder kategorisch negiert und ausgeschlossen noch ungeprüft übernommen. Ebenso unterbleibt eine rechtfertigende Theoriekonstruktion.

Glaubwürdige Quellen und Quellenkritik

Gerade in wissenschaftlichen Arbeiten ist die Glaubwürdigkeit von Publikationen entscheidend für ihre Aussagekraft. Hierfür haben sich im Laufe der Zeit mehrere Kriterien etabliert, die auch für den Umgang mit Quellenrecherchen und -analysen wesentlich sind.

Allgemeine Attribute

Hierunter fallen die allgemeinen Bedingungen und das Einhalten der prinzipiellen Vorgehensweisen.

Der Autor gilt als Experte auf seinem Gebiet, neben einer soliden Ausbildung verfügt er über eine umfassende berufliche Expertise, welche insbesondere das Erfahrungswissen in seinem Fachgebiet mit ein schließt. In der naturwissenschaftlich orientierten Welt gilt dabei der H-Index[2] als Maß und Gewichtungsfaktor für den Einfluss des jeweiligen Autors.

Die Relevanz des Forschungsthemas allgemein und die Relevanz der Arbeit für die jeweilige Forschung werden dargestellt, wie wegweisend und bedeutend für das Gesamtverständnis die jeweilige Arbeit ist, indem entscheidende Informationen in der Publikation enthalten sind, welche die Forschung insgesamt weiterbringen.

Sämtliche Informationen sind nachprüfbar, alle Quellenangaben, Daten und Belege sind überprüfbar.

Die Methodik entspricht geltenden Standards, wozu auch ein Peer Review - die Prüfung der Aussagen durch andere Experten - gehört.

Die verwendeten Quellen sind umfassend und aktuell, der neueste Forschungsstand wird berücksichtigt, veraltete Quellen werden gekennzeichnet und in Ihrer Bedeutung verifiziert.

Bei Online-Quellen sollte auf Impressum, Redaktionsinformationen und die Herkunft der Informationen geachtet werden. Seriöse Webseiten mit Impressum und bekannten Herausgebern sind oft verlässlicher.

Quellenrecherche

Eine wissenschaftlich glaubwürdige Quelle ist durch Genauigkeit, Objektivität, Nachprüfbarkeit und die Expertise des Autors gekennzeichnet. Sie sollte so aktuell wie möglich sein, eine hohe Relevanz für das Thema besitzen, falls möglich ein Peer-Review durchlaufen haben und dem geltenden wissenschaftlichen Publikationsstandard entsprechen.

Quellenrecherchen folgen daher einer Systematik, um die verwendeten Quellen zu selektieren. Hierfür werden Echtheit, Aussagekraft und die Bedeutung geprüft.

Glaubwürdige Quellen – die Reliable Sources

Um glaubwürdige Quellen generell einer Prüfung zu unterziehen werden drei Aspekte geklärt:

  • die Echtheit,
  • die Aussagekraft,
  • und die Bedeutung.

Unter Beachtung der jeweils gültigen Regeln für Fachliteratur wird unterschieden:

  • die primäre Quelle, das ursprüngliche Werk,
  • sekundäre Quellen, also historische oder aktuelle Bearbeitungen der primären Quelle.

Auf diese Weise können Kriterien für die Weiterentwicklung der homöopathischen Arzneimittellehre auf wissenschaftlich basierter Methodik definiert werden. Eine Referenzliste auf diese Weise geprüfter Quellen ist in Vorbereitung. Die Bearbeitung erfolgt in mehreren Schritten der Quellenkritik.

Quellenkritik | Criticism of Sources

Die systematische Quellenkritik als Methodik differenziert:

    1. Die Materialsammlung (Heuristik),
    2. die Quellenkritik und
    3. die Quelleninterpretation.

Die Kritik soll dabei den Wahrheitsgehalt der vorgelegten Quelle prüfen. Es geht dabei ausschließlich um mögliche Einschränkungen des Realitätsgehalts der dargebotenen Informationen.

Die Quellenkritik erfolgt in Form der formalen Quellenkritik, die den Gestaltungsrahmen der Quelle untersucht und der inhaltlichen Quellenkritik, welche die Plausibilität und die jeweils gültigen wissenschaftlichen Standards prüft.

Formale Quellenkritik | Formal source Criticism

Die formale Quellenkritik klärt den Sachverhalt:

  • Wann wurde die Quelle erstellt?
  • Wo wurde sie erstellt?
  • Wer hat sie erstellt?
  • Ist der angegebene Verfasser tatsächlich der Erschaffer?
  • Ist die Quelle so erhalten, wie sie vom Erschaffer kreiert wurde?
  • Beruhen die vermittelten Informationen des Erschaffers auf eigenen Beobachtungen, Kenntnissen etc.? Falls nicht: Worauf stützt sich der Erschaffer?

Inhaltliche Kritik | Substantive Criticism

Die inhaltliche Kritik einer Quelle fragt nach der Glaubwürdigkeit der Aussagen. Sie prüft die Plausibilität der Dokumentation und die Stimmigkeit der Schlussfolgerungen.

  • Kann der Erschaffer der Quelle die dargebotenen Informationen wissen? Wo liegt der Horizont des Wissens seiner Zeit, das, was man wirklich wissen kann / konnte?
  • Welche Absicht verfolgt der Erschaffer der Quelle? Liegt eine möglichst sachgerechte Informationsvermittlung vor?
  • Hält der Erschaffer die von ihm vermittelten Informationen selbst für Tatsachen und begründet er dies? Oder weiß er, dass sie falsch sind?
  • Welche Besonderheiten sind für das inhaltliche Verständnis notwendig? Werden die entsprechenden Fachregeln eingehalten?

Quelleninterpretation | Source Interpretation

Die Quellenkritik führt nach erfolgter Analyse und korrekter historischer Einordnung zu einem Urteil - der Quelleninterpretation. Dafür gelten drei Leitfragen, welche die Basis jeder Quelleninterpretation bilden und den Aussagewert der Quelle systematisch deuten:

  • Wissensstand: Was kann nach heutigem Wissen eindeutig erklärt werden?
  • Sachurteil: Welchen Gehalt hat die Information?
  • Werturteil: Wozu nutzt die Information tatsächlich? Ist sie wesentlich oder entbehrlich?

Selektion historischer Quellen

In vielen Wissenschaftsbereichen ist auch die Auswertung und Einordnung von historischen Quellen notwendig und wesentlich. Hierfür gelten gesonderte Kriterien für die Quellenauswahl und -prüfung:

  • Die Verfügbarkeit der Quelle
  • Allgemein zugängliche Literatur
  • Dokumentation der Quelle wird erstellt und zugänglich gemacht
  • Dokumentierte praktische und theoretische Expertise der Quelle
  • Exaktheit und Präzision in der Terminologie und Beschreibung
  • entsprechend der historischen Epoche werden Kriterien benannt
  • Glaubwürdigkeit, eine transparente und ausreichend umfassende Dokumentation liegt vor.
  • entsprechend der historischen Epoche muss definiert werden, was Hinweis und was als Nachweis gelten kann
  • Übersetzungen und Revisionen benötigen eine dokumentierte Sorgfalt in der Neubearbeitung.
  • Nachvollziehbare Regeln zur Transkription und Referenzieren von Quellen bei der Bearbeitung historischer Quellen

Selektion aktuell bedeutender Quellen

Unterliegt der Forschungsbereich besonderen historischen Bedingungen z.B. Publikationen zu

  • Wissenschaftstheorie in verschiedenen Epochen,
  • wegweisende medizinische Fachliteratur,
  • spezifische Fachliteratur in definierten Bereichen, z.B. Publikationen zu älteren klinischen Studien oder auch historische homöopathische Fachliteratur,

gelten zusätzliche Kriterien für die Vorauswahl von Quellen, die für eine wissenschaftliche Bearbeitung gefunden werden müssen, um die jeweiligen Arbeiten zu berücksichtigen.

Die anerkannte, fachspezifischen Methodik sollte in der gesamten Arbeit zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung nachvollziehbar eingehalten werden, das beinhaltet:

  • Beschreibung der Methodik und Auswertung.
  • Die Art und das Maß der methodischen Anwendung sind eindeutig definiert.

Es gilt das Einhalten aktueller wissenschaftlicher Standards in einem für das Material passenden Sinnzusammenhang:

  • bei Grundlagenforschungen und
  • klinischer Forschung.

Entsprechend der historischen Epoche wird eine entsprechend gesonderte Analyse benötigt.

In klinischen Arbeiten werden nachvollziehbare ethische Leitlinien eingehalten, das gilt für:

  • die jeweils aktuell geltenden methodischen Kriterien für Fallstudien und Kohortenstudien,
  • und für den Geltungsbereich klinisch epidemiologischer und quasi-experimenteller Studien.

Wesentlich in der Auswertung ist vor allem auch die Konsistenz und logische Folgerichtigkeit der Argumentation immer dann, wenn die Anwendung aktueller Standards nicht möglich oder nicht passend ist. Der besondere Rahmen der Verwendung soll dann exakt beschrieben werden.


[1] Peer-review bedeutet, dass die Arbeit von unabhängigen Experten desselben Fachgebietes auf Fehler und Inkonsistenzen untersucht wird. Die Peers (engl. Gleichrangige) überprüfen die Qualität, Methodik und Validität der Forschungsergebnisse mit den dafür gültigen Kriterien, bevor sie veröffentlicht werden. Dies kann, wie bei interessensgeleiteten und -finanzierten Forschungen üblich, auch anonym geschehen, bevor Veröffentlichungen in Fachzeitschriften erfolgen.

[2] H-index: Indexzahl aus der Anzahl wissenschaftlicher Publikationen und der zugehörigen Zitierhäufigkeit


Verf.: glt | Rev.: TBD | Lekt.: pz | zuletzt geändert 21.05.2025