Bild zeigt Kopf auf Weltkarte mit den wichtigsten Werten der Stiftung als Himmelsrichtungen.
Bild zeigt Kopf auf Weltkarte mit den wichtigsten Werten der Stiftung als Himmelsrichtungen.

Ethik in der Medizin

Ethik besteht also darin, (…) allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen. Damit ist das denknotwendige Grundprinzip des Sittlichen gegeben.

Albert Schweitzer

Es besteht in der Philosophie ein enger Zusammenhang zwischen Ethik und Anthropologie. „Was soll ich tun?“ und „Wer ist der Mensch?“ sind seit Kant zwei der zentralen Fragen der Philosophie. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das geforderte Handeln des Menschen grundsätzlich zu reflektieren.

Seit der Antike wird dazu unter Moral „die Gesamtheit der gegenwärtig geltenden Werte, Normen und Tugenden verstanden, welche das Handeln bestimmen“. (M.T. Cicero, 44 v. Chr.)

Die folgenden Überlegungen zielen auf ein ethisches Konzept des Miteinanders ab und somit auf die Fähigkeiten, das Handeln zum Wohle gesetzter Ziele in der Weise zu gestalten, dass eine Reihe von Werten und Grundsätzen von allen Beteiligten vereinbart, als gültig anerkannt und tatsächlich umgesetzt werden. Als Grundprämisse gilt:

Jede medizinische Hilfe beinhaltet über die rein fachliche Expertise hinaus stets eine ethische Haltung. Diese bildet die unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen jeder fachlich medizinischen Handlung.

Vom anthropologischen Standpunkt aus benötigt eine praktizierte Ethik daher sowohl eine wissenschaftliche als auch eine philosophische Grundlage. Beide benötigen einem passenden Bezug zum zugehörigen Menschenbild.

Das Spektrum des Menschseins ist vom ethischen Standpunkt aus in der ambulanten Praxis weit gefasst. Es bewegt sich im Spannungsfeld des gesamten Lebens, von der Geburt bis zum Tod des Einzelnen, der Interaktionen im sozialen Miteinander - auch zwischen Menschen und Tier - sowie dem Umgang des Menschen mit sich und seiner Umwelt.

Ethische Konzepte sind daher stets mehrdimensional und fokussieren je nach Aufgabenfeld auf die konstituierenden Elemente und zugehörigen Haltungen. In diesem Artikel werden die ethischen Grundlagen für die ambulante therapeutische Praxis vorgestellt. Der Ethik in der Kinder- und Jugendmedizin wird ein eigener Artikel gewidmet.

Weitere ethische Spezialthemen wie die Fragen zur aktiven und passiven Sterbehilfe, den Grenzen der Humangenetik mit Stammzell- und Embryonenforschung und einer prädiktiven Gendiagnostik, der Pränataldiagnostik und Indikationen zum Schwangerschaftsabbruch, der assistierten Reproduktionsmedizin, der Transplantationsmedizin, der stationäre Umgang mit Bewusstlosen, der Umgang mit Hirntod, die zwangsweise stationäre Unterbringung psychisch Kranker, der Umgang mit Leichen im Medizinstudium sowie ethische Fragen zu handlungsdeterminierenden Kosten-Nutzenanalysen einer ökonomisierten Medizin, bleiben hier unberücksichtigt, da sie das Arbeitsfeld der ambulanten Praxis nur indirekt betreffen. Sie sollen in weiteren Artikeln sukzessive erarbeitet und zur Diskussion vorgestellt werden.

Berufsorganisationen nehmen ebenfalls eine Sonderstellung ein, als dass sich die Arbeitsfelder um mehre Themengebiete erweitern, in welchen ethische Standards erarbeitet und proaktiv weiterentwickelt werden:

  • Berufstheorie und Normierung,
  • Aus- und Weiterbildung,
  • Einrichtung und Pflege einer Ombudsstelle für Kolleginnen, Kollegen und für Patienten
  • Vertretung des Berufes in der Gesellschaft und Politik

Diese Themenfelder bleiben hier ebenfalls unberücksichtigt.


Verf.: glt | Rev.: gbh, hss, mnr, sfm, smi | Lekt.: pz | zuletzt geändert 19.02.2025