Versorgungssituation in der homöopathischen Praxis

III - Akute Behandlung und Notfallmanagement

Notfallmanagement

Auch beim Akut– und Notfallmanagement in der homöopathischen Praxis ist von besonderem Interesse, eine Übersicht der häufiger vorkommenden akuten Behandlungs- und Beratungsanliegen aufzustellen, wie sie in der homöopathischen Praxis derzeit tatsächlich vorkommen.

Dazu gehört auch die gesonderte Unterscheidung der Primärdiagnostik durch den homöopathisch arbeitenden Arzt oder Heilpraktiker selbst, sowie die begleitende Mitbehandlung bei akuten Exazerbationen chronischer Erkrankungen.

Es werden die ICD-10 Codes angegeben, da beim Notfallmanagement eine schnelle Einordnung einer Verdachtsdiagnose notwendig ist. Die Möglichkeiten einer begleitenden homöopathischen Behandlung ist Diagnose-abhängig und wird im Einzelfall geprüft.

Häufige akute Anliegen in der homöopathischen Praxis

Hierunter fallen Anliegen, bei denen die homöopathische Praxis der erste Ansprechpartner für den Patienten darstellt. In der Umfrage zeigt sich, dass dies insgesamt selten vorkommt: Mehr als 1 Mal im Monat gaben 15% der Befragten an Notfälle zu behandeln. In Einzelfällen ist dies 45% der Praxen der Fall. Rund 40% gaben an gar keine Notfälle zu behandeln.

Häufigkeitsverteilung einzelner Anliegen

Häufige Anliegen (42%):

Tabelle 1: Häufige Anliegen (42%):

Diagnoseschlüssel

  • Insektenstiche mit Verdacht auf allergische Reaktionen

Je nach Schweregrad, etwa

ICD-10 T63.4 - Gift sonstiger Arthropoden

ICD-10 T78.4 - Allergische Reaktion

ICD-10 T78.2 - Anaphylaktischer Schock, nicht näher bezeichnet

  • Kreislaufschwäche mit Schwindel, Ohnmachtsneigung, meist bei hormonellen Dysregulationen jüngerer Frauen und Angstzustände

Die jeweiligen Diagnoseschlüssel bei Schwindel richten sich nach den im Vordergrund stehenden Beschwerden, z.B.:

ICD-10 R42 Schwindel und Taumel,

exkl. ICD-10 H 81.-Schwindelsyndrome

ICD-10 F41.- Angststörungen

  • Leichtes Nasenbluten bei Kindern, Beratung und Akutmittel, wenn keine Tamponade benötigt wird

ICD-10 R04.0

  • Versorgung kleiner Wunden, Verbandswechsel, Spontanverletzungen (z.B. Verstauchungen)

Der Diagnoseschlüssel richtet sich nach der jeweiligen Lokalisation der Wunde / Verletzung, s.d.: ICD-10 S00-T98: Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen.

Weniger häufige Anliegen (18%):

Tabelle 2: Weniger häufige Anliegen (18%):

Diagnoseschlüssel

  • Akute Brustschmerzen, meist BWS-Rippen, bzw. Rippenkopfgelenksbeschwerden

ICD-10 R07.1-R07.4

ICD-10 R07.1 Brustschmerzen bei der Atmung

ICD-10 R07.2 Präkordiale Schmerzen

ICD-10 R07.3 Sonstige Brustschmerzen

ICD-10 R07.4 Brustschmerzen, nicht näher bezeichnet

  • Herzrasen, Tachykardie, meist als Symptom von Angstzuständen

ICD-10 R00.0 - Tachykardie, nicht näher bezeichnet

ICD-10 F41.- Angststörungen

  • Hörsturz, Mitbehandlung nach Facharztdiagnose

ICD-10 H91.2

  • Schleudertrauma, nach Facharztdiagnose zur beschleunigten Regeneration

ICD-10 S13.4

  • Leichtere Verbrennungen, Grad I - II in peripheren Regionen (Hand, Finger)

ICD-10 T23.0 –T23.2

Selten vorkommender Notfälle (5%):

Alle anderen Anliegen ergeben zusammen rund 5% der Nennungen für alle befragten Praxen. Die Anliegen waren Mitbehandlung bei:

Tabelle 3: Übersicht selten vorkommender Notfälle

Häufigkeit in der Praxis:

häufig
>10x/Jahr

in %

Nur wenige Einzelfälle

in %

noch nicht behandelt

in %

Diagnoseschlüssel

Schwerer Asthmaanfall

34

8,70%

203

51,92%

154

39,39%

J46

Hyperventilations-Syndrom

17

4,35%

170

43,48%

204

52,17%

F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung

Krampfanfälle

25

6,39%

192

49,10%

174

44,50%

R56.- Krämpfe, anderenorts nicht klassifiziert

G40.- Epilepsie

Verdacht auf Apoplex

1

0,26%

138

35,29%

252

64,45%

I64

Verwirrungs- und Erregungszustände

41

10,49%

202

51,66%

148

37,85%

F05 Delir, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt

Akuter Suizidverdacht

5

1,28%

153

39,13%

233

59,59%

R45.8 Sonstige Symptome, den emotionalen Zustand betreffend

Beginnende Eklampsie

3

0,77%

71

18,16%

317

81,07%

O15

Akuter Harnverhalt

11

2,81%

123

31,46%

257

65,73%

R33

Epiglottitis

11

2,81%

82

20,97%

298

76,21%

J05.1

Leichtes Schädel-Hirn-Trauma

45

11,51%

206

52,69%

140

35,81%

S06.0 Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades

Stumpfe Traumata von Brust und Bauch

30

7,67%

188

48,08%

173

44,25%

S20-S29 (je nach spezif. Lokalisation)

Unterkühlungen, Erfrierungen

11

2,81%

108

27,62%

272

69,57%

T33-T35 (je nach Schwere)

Die Auswertung zeigt, dass eine regelmäßige Notfallversorgung dieser Anliegen (> 1x/Mon) in weniger als 10% der Praxen stattfindet.

Einzelnennungen selten vorkommender Notfälle:

Folgende Anliegen sind Einzelnennungen und ohne prozentuale Angaben:

Tabelle 4: Einzelnennungen selten vorkommender Notfälle

Diagnoseschlüssel

  • Frakturen

Der Diagnoseschlüssel richtet sich nach der jeweiligen Lokalisation der Wunde / Verletzung, s.d.: ICD-10 S00-T98: Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen.

  • Verdacht auf Appendizitis

ICD-10 K35.-

  • Schwerwiegender Sonnenbrand (> 20% der Körperoberfläche)

ICD-10 L55.1 Dermatitis solaris acuta 2. Grades

ICD-10 L55.2 Dermatitis solaris acuta 3. Grades

  • Bluthochdruckkrisen

ICD-10 I10-I15 - Hypertonie

-0 Ohne Angabe einer hypertensiven Krise

-1 Mit Angabe einer hypertensiven Krise

  • Netzhautablösung (nach augenärztlicher Versorgung)

ICD-10 H33.-

Primärdiagnostik akuter Anliegen in der homöopathischen Praxis

Hier geht es um Akutsituationen bei Patienten, die sich bereits in Behandlung befinden und aus diesem Grunde ihren “Behandler des Vertrauens“ als erste Anlaufstation konsultieren. Die Grunderkrankung ist dabei meist bekannt. In rund 5% der befragten Praxen kommt dies mehr als 1 Mal im Monat vor, bei 32% nur in Einzelfällen und 63% geben an, keine Primärdiagnostik in Notfällen durchzuführen.

Einzelfälle

Gesamt Häufungen 1655 / 9 = 184 47%
  • Insektenstiche – allergische Reaktionen
  • Tachykardie, paroxsysmal
  • Thromboseverdacht
  • Akute Brustwandschmerzen
  • Knalltrauma, Hörsturz
  • Schädel-Hirn-Trauma SHT I-II
  • Schleudertrauma
  • Kleine Wunden

Einzelnennungen

  • Schnittverletzungen,
  • Verdacht Hirnblutungen,
  • V.a. Sehnen und Bänderrupturen,
  • Kontusionen und Luxationen, V.a. Frakturen,
  • akute Gallenkolik,
  • Aszitis Verdacht,
  • leichte Verbrennungen- und Verbrühungen im Alltag,
  • hohes Fieber mit Benommenheit

Kommentar

Die in der Umfrage identifizierten Notfallsituationen erfordern meistens eine differenzierte Befragung am Telefon, um die Dringlichkeit und die Frage einer stationären Notaufnahme zu entscheiden.


Bei welchen chronischen Erkrankungen werden akute Krisen mitbehandelt?

Krisen neurologischer Erkrankungen

Tabelle 5: Krisen neurologischer Erkrankungen

häufig (>10x/Jahr)

Einzelfälle

noch nicht behandelt

Multiple Sklerose (MS)

7%

48%

45%

Schlaganfall, Folgen von

5%

48%

47%

Epilepsie

4%

40%

56%

Hirntumore

2%

24%

74%

Meningiom

1%

12%

87%

Astrozytom

0,50%

11%

88,5%

Glioblastom

0,25%

18%

81,75%

Kommentar

Krisen werden nur von wenigen Kollegen häufiger begleitet, in Einzelfällen mit reichlich Expertise fragen auch:

  • MS Patienten in Schüben (48%),
  • Angehörige von Schlaganfallpatienten (48%) und
  • Eltern bei Kindern in Epilepsiekrisen (40%) für eine begleitende homöopathische Behandlung nach, bei akuten Krampfanfällen trotz antikonvulsiver Medikation,

Bei akuten Hirnödemen, meist bei Pateinten mit Hirntumoren, handelt es sich in jedem Falle um Einzelfälle (11-18%), meistens Angehörige, die einen Homöopathen mit zu Rate ziehen, während der Patient stationär behandelt wird oder kurz nach Stabilisierung nach Hause entlassen worden ist und keiner so richtig weiss, wie es weiter geht.

Krisen bei Herz-Kreislauferkrankungen

Tabelle 6: Krisen bei Herz-Kreislauferkrankungen

häufig (>10x/Jahr)

Einzelfälle

noch nicht

Arterielle Hypertonie

23%

47%

30%

Chronisch venöse Insuffizienz, Varikosis

10%

42%

48%

Herzschwäche, -insuffizienz

8%

48%

44%

Koronare Herzkrankheit (KHK)

6%

38%

56%

Myokarditis/ Perikarditis, Folgen von

3%

27%

70%

Arterielle Verschlusskrankheit (AVK)

2%

21%

77%

Kommentar

Hypertone Krisen treten nach Häufigkeit in der Krisenintervention deutlich hervor, rund 1/5 der Befragten behandelt diese häufiger mit.

Genau 10% behandeln auch häufiger akute Venenbeschwerden auf der Grundlage einer Varikosis bei Schmerzen bzw. Thrombophlebitis.

Die begleitende Behandlung von akuten Beschwerden bei Herzinsuffizienz, Angina pectoris und Schmerzen bei AVK sind mit deutlich absteigender Häufigkeit Einzelfälle.

Die Mehrheit der Befragten wird bei akuten Schmerzen in der Herzregion (56%) und bei AVK (77%) in Krisen nicht konsultiert.

Die Folgen von Entzündungen des Herzmuskels (27%) und des Perikards (21%) werden in akuten Schwächeschüben auch homöopathisch in Einzelfällen von Patienten nachgefragt.

Akute Krisen bei inneren Erkrankungen

Innere Erkrankungen - Mitbehandlung in Krisen

Tabelle 7: Krisen bei inneren Erkrankungen

häufig (>10x/Jahr)

Einzelfälle

noch nicht behandelt

Chronisch rezidivierende Gastritis

21%

56%

23%

Hyperurikämie, Gicht

12%

53%

35%

Diabetes mellitus

10%

40%

50%

COPD

7%

39%

54%

Zöliakie

7%

35%

58%

Sarkoidose

0%

21%

79%

Fehlanlagen der Harnwege

1%

21%

78%

Dialyse-Patienten

0,25%

14%

86%

Mukoviszidose

0%

12%

88%

Kommentar

Akute Gastritis (21% häufiger, 56% in Einzelfällen) und Gichtanfälle (häufig 12% Einzelfälle 53%) bei Patienten die in chronischer Behandlung sind, werden homöopathisch mitversorgt.

Eine mittlere Position nehmen hyperglykämische Schwankungen bei Diabetes ein, wenn dieser nicht einfach einstellbar ist.

Ebenfalls wird die homöopathische Behandlung in Einzelfällen häufiger angefragt bei:

  • akuten Exazerbationen von chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD),
  • akuten Diarrhoe-Krisen bei Zöliakie und
  • Atemnot bei Sarkoidose.

Patienten mit Infektionen bei Fehlanlagen der Harnwege, wie zum Beispiel der Nieren, werden ebenfalls in Einzelfällen von etwa 1/5 der Befragten mitbehandelt.

Behandlungen von Dialyse-Patienten und Entzündungskrisen bei Mukoviszidose werden bei 80-90% der Behandleren gar nicht angefragt und stellen daher Raritäten in einer ambulanten homöopathischen Praxis dar.

Krisen bei Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen - Mitbehandlung in Krisen

Tabelle 8: Krisen bei Autoimmunerkrankungen

häufig (>10x/Jahr)

Einzelfälle

noch nicht

Rheumatoide Arthritis

21%

56%

23%

Hashimoto-Thyreoiditis

18%

52%

30%

Morbus Crohn

13%

50%

37%

Colitis ulzerosa

12%

50%

38%

Morbus Basedow

4%

36%

60%

Kollagenosen

1,5%

25,5%

73%

Kommentar

Entzündungs- und Schmerzphasen bei Rheuma werden, ebenso wie akute Entzündungsschübe einer Hashimoto Thyreoiditis, von einem Fünftel der Befragten häufiger und bei etwas mehr als der Hälfte in Einzelfällen auf Patientenwunsch mitbehandelt.

Akute Darmentzündungen, in Verbindung mit M. Chron und Colitis Ulzerosa, werden von nur gut 1/10 der Befragten häufiger, in Einzelfällen aber auch von bis zu 50% der Befragten mitbehandelt.

Krisen bei Morbus Basedow werden trotz der Einnahme von Thyreostatika in rund einem Drittel der befragten Kollegen in Einzelfällen mitbehandelt.

Die überwiegende Anzahl der Patienten mit Kollagenosen (v.A. Lupus erythematodes) wendet sich in Krisen nicht an Homöopathen.

Akute Krisen bei onkologischen Erkrankungen

Onkologische Erkrankungen - Mitbehandlung in Krisen

Tabelle 9: Krisen bei onkologischen Erkrankungen

häufig (>10x/Jahr)

Einzelfälle

noch nicht

Brustkrebs

7%

45%

48%

Darmkrebs

4%

35%

61%

Lymphome

3%

22%

75%

Prostata-CA

2%

30%

68%

Lungenkrebs

2%

20%

78%

Leukämie

1%

25%

74%

Magen-CA

1%

22%

77%

Pankreas-CA

1%

18%

80%

Nieren-CA

0,5%

12,5%

87%

Kommentar

Akute Beschwerden und Krisen werden bei Patientinnen mit Brustkrebs bis 7% häufiger und in Einzelfällen bis 45% homöopathisch mitbetreut.

Noch geringer fällt die Quote bei Darmkrebs aus: 4% häufiger und 35% in Einzelfällen.

Die Mehrheit aller anderen Krebserkrankungen wird eher nicht in akuten Krisen mitbehandelt.

Allgemeine Statistik

Tabelle 11: Mitbehandlung von Krisen während chronischer Erkrankungen

Häufig (> 1x/Mon):

seltene Einzelfälle

noch nicht

6%

32%

62%

Kommentar

Betrachtet man alle akuten Krisen zusammen, so zeigt sich, dass:

  • 6% der Kollegenschaft regelmäßig bei chronischen Erkrankungen Krisen homöopathisch mitbehandelt,
  • 32% dies in Einzelfällen tun, während
  • 62% solche Behandlungen nicht durchführen, bzw. nicht angefragt werden.

Die geringen Zahlen häufiger Inanspruchnahme weisen darauf hin, dass nur wenige Kollegen eine entsprechende Expertise aufweisen bzw. überhaupt anbieten, die von Patienten auch wahrgenommen wird.

Akutsprechstunde für Krisenmanagement

Tabelle 12: Akutsprechstunde für Krisenmanagement

Täglich

32,5%

Nach telefonischer Absprache

52%

Eher nicht

15,5%

Auswertung

Gute 2/3 der an der Umfrage Teilnehmenden geben an, nur in vorheriger Absprache (52%) oder gar keine (15,5%) Notfallsprechstunde anzubieten. Ein Vergleich mit der Praxisstruktur zeigt den Zusammenhang auf:

Praxisstruktur (Arbeitsstunden/Woche)

Das Notfallmanagement benötigt eine umfassende Vollzeitpräsenz, welches von der Struktur einer üblichen Einmann-Praxis (mit und ohne Sekretariat) ein hohes Zeitbudget erfordert. Dieses wird nur von 20% der an der Umfrage beteiligten Praxen geleistet, dabei von 7% exzessiv (60h/Woche).

Welche Situationen kommen in der telefonischen Sprechstunde vor?

Tabelle 13: Auswertung Situationen in der telefonischen Sprechstunde

häufig
>10x/Woche

selten
bis 10x/Woche

sehr selten
nur Einzelfälle

Prüfung der Mittelreaktion

42%

36%

22%

Beruhigung und Entängstigung

32%

37%

31%

Einbestellen zur Befundaufnahme

15%

41%

44%

Weiterleitung zur Facharztdiagnostik

8%

44%

48%

Sofortige Klinik-Einweisung

1%

7%

92%

Auswertung

Anhand der Häufigkeit telefonischer Patientenkontakte können drei Gruppen von Notfallmanagement unterschieden werden:

  • Gruppe A: mehr als 10 Kontakte die Woche,
  • Gruppe B: bis 10 Kontakte und
  • Gruppe C: sehr seltene telefonische Kontakte, meist nach telefonischer Absprache.

Gruppe A – häufige telefonische Kontakte: Am Häufigsten geht es hier um Prüfen der Arzneireaktion, gefolgt von beruhigender Beratung, nur jeder 6.-7. wird unmittelbar zur weiteren Diagnostik an einen Arzt verweisen, nur etwa jeder hundertste Fall wird sofort in die Klinik geschickt.

Gruppe B – wenige aber regelmäßige telefonische Kontakte: Überprüfung der Mittelreaktion und eine beruhigende Beratung halten sich in etwa die Waage, knapp die Hälfte der Patienten wird zur Diagnostik einbestellt, bzw. an einen Facharzt verwiesen, etwa jeder vierzehnte Patienten wird zur Sicherheit in die Klinik geschickt.

Gruppe C – Unregelmäßige und seltene telefonische Kontakte: Die häufigste Maßnahme ist das Weiterschicken von Notfällen in die Klinik oder das Verweisen an einen Facharzt oder der Patient wird zur Überprüfung einbestellt. Die telefonische Beratung folgt, am wenigsten erfolgt in dieser Gruppe die telefonische Prüfung der Arzneireaktion.

Kommentar

Die Auswertung zeigt: Je weniger Patienten-Kontakte in der Praxis, umso eher wird in Notsituationen sofort an einen Facharzt weitergeleitet, bzw. der Patient wird zur Prüfung der Arzneireaktion einbestellt.

Eine potentielle Patientengefährdung oder ein Verhalten unerfahrener Behandler, in Folge dessen medizinische Behandlungen in Notfällen unterbleiben würden, lassen sich hieraus nicht ableiten.

Es scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. Die Unsicherheit einen Fall nicht richtig einschätzen zu können steigt überproportional mit mangelnder klinischer Erfahrung an, was sich an der hohen Bereitschaft zu einer Klinikeinweisung bei weniger Erfahrenen zeigt.

In den ergänzenden Einzelnennungen gaben rund 10% der Befragten an, dass es keine Notfälle in der telefonischen Sprechstunde gibt.


Notfallmedizinische Grundkenntnisse

Notfallmedizinische Grundkenntnisse werden in den Fragen zur Selbsteinschätzung von Erste Hilfe Maßnahmen erfragt.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Erwachsenen

Tabelle 14: Lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Erwachsenen

sicher

nicht sicher

Einleitung der Rettungskette

89%

11%

Korrekte Lagerung

83%

17%

Mund zu Mund Beatmung

67%

13%

Herzdruckmassage und Kreislaufkontrolle

71%

29%

Auswertung

Die insgesamt hohen %-Zahlen für die Einleitung der Rettungskette und Lagerung (80-90%) mit einem Abfall bei Beatmung und Herzdruckmassage (mit Sicherheit bei 2/3 der Befragten) weisen darauf hin, dass die Mehrheit der Umfrageteilnehmer regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse besuchen.

Der Abfall um rund 10% bei den lebensrettenden Maßnahmen Beatmung und Herzdruckmassage zeigt, dass aufgrund mangelnder Erfahrung und Häufigkeit im Praxisalltag die Kurse regelmäßiger besucht werden, um mit der mangelnden Praxis vertrauter zu werden und die eigene Unsicherheit zu verringern. Die hohe Gesamtzahl spricht für eine intrinsische Motivation der Befragten.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Kindern

Tabelle 15: Lebensrettende Sofortmaßnahmen bei Kindern

sicher

nicht sicher

Atemspende bei Kindern

33%

67%

Pulskontrolle bei Kindern

45%

55%

Herzdruck-Massage bei Kindern

30%

70%

Auswertung

Eine sichere Pulsbestimmung bei Kindern trauen sich 45% sicher zu, Atemspende und Herzdruckmassage hingegen nur ein knappes Drittel der Befragten.

Der Unterschied zur Erwachsenen-Nothilfe zeigt, dass hier die angebotenen Erste Hilfe Ausbildungen unzureichend sind und ein realer Nachschulungsbedarf besteht. Er weist ebenfalls darauf hin, dass die Umfrageteilnehmer die Selbsteinschätzung ihrer Kompetenz ehrlich nach unten korrigieren.


Block I der Umfrage - Beratungs- und Behandlungsanliegen Block II der Umfrage - Fachärztliche Diagnosen Konzept der Umfrage


Literaturverzeichnis

Die genannten Quellen dienten als Basis für die Erstellung der Umfrage zur Strukturierung der Frageblöcke. Sie finden sich auch als Quellenverweise an einzelnen Stellen im Gesamtdokument zur Versorgungssituation in der homöopathischen Praxis.

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[16] International Classification of Primary Care - 3rd Revision. Abgerufen am 11.1.2025 von https://www.icpc-3.info/

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